12-Stunden Übung der Jugendfeuerwehr Vaterstetten

Diesen Herbst war es für die Jugendfeuerwehr Vaterstetten wieder einmal an der Zeit eine zwölf-stündige Übung zu absolvieren. Dieser so gennannte Berufsfeuerwehrtag ist ein absolutes Jahreshighlight und wird von den Feuerwehranwärterinnen und –anwärter stets mit großer Freude erwartet. Der Ablauf ist stark an das Tagesgeschäft einer der 10 Berufsfeuerwehrwachen in München angelehnt.

Pünktlich um 7.00 Uhr ging es mit der Einteilung der Fahrzeugbesatzung und anschließender Kontrolle der Beladung im Feuerwehrgerätehaus los. Hierdurch soll die Vollständigkeit, sowie die Einsatztauglichkeit der einzelnen Fahrzeuge gewährleistet werden.

So ließ der erste Einsatz auch nicht lange auf sich warten. Gemeldet wurde eine vermisste Person. Die Besatzung des Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs (kurz HLF) machte sich sofort auf den Weg zu einem angrenzenden Waldstück, in dem der Holzarbeiter vermutet wurde. Am Ort des Geschehens eingetroffen, erteilte der Gruppenführer den Befehl zum Durchsuchen des Waldes. In zweier Trupps und jeweils mit Funkgerät ausgerüstet, wurde das Waldstück durch die Floriansjünger durchsucht. Schnell konnte die hilflose, nicht gehfähige Person aufgefunden und mit einer Trage aus dem Holz gerettet werden.

Zurück im Feuerwehrgerätehaus ging es dann mit einer Schulung zum Thema „Digitalfunk“ weiter. Im Detail wurden hierbei technische Grundlagen der Geräte, sowie Verhaltens- und Kommunikationsregeln im Funkverkehr gelehrt.

Anschließend stärkten sich sowohl Jugendliche, wie auch Ausbilder beim gemeinsamen Frühstück.

Um in den verschiedensten Einsatzlagen stets feste Abläufe zu gewährleisten, verfügt die freiwillige Feuerwehr Vaterstetten über eigens entwickelte Standardeinsatzregeln (kurz SER). In ihnen werden das Vorgehen und die Aufgaben aller Beteiligten bei beispielsweise einem Verkehrsunfall oder bei einem Brandeinsatz beschrieben.  Diese SER-Brandeinsatz sollte im Anschluss an das Frühstück den Vaterstettner Nachwuchskräften, sowie den Kollegen aus Baldhamdorf in einer dreiviertelstündigen Theorie-Schulung nähergebracht werden.

Kurz darauf, ein Alarm: Wohnungsbrand in Baldhamdorf – Personen werden vermisst. Nun galt es das gerade erlernte Wissen der SER in die Praxis umzusetzen. Die zuständige Feuerwehr aus Baldham war beim Eintreffen der Jugendfeuerwehr bereits vor Ort und hat die erste Erkundung der Einsatzstelle übernommen. In Absprache mit dem Gruppenführer des HLF’s wurde eine sofortige Personensuche des Angriffstrupps unter Atemschutz eingeleitet. Wassertrupp und Schlauchtrupp erstellten zeitgleich eine Wasserversorgung, die Verkehrsabsicherung und den Überdrucklüfter, in Bereitstellung, vor das Brandobjekt. Nach kurzer Zeit war die erste Person gefunden und wurde ins Freie gerettet. Dort wurde sie von den bereitstehenden Einsatzkräften medizinisch versorgt und betreut. Da nicht klar war, wie viele Bewohner sich in der Brandwohnung befinden, ging der Angriffstrupp erneut vor. Eine Abluftöffnung konnte geschaffen und der Überdrucklüfter eingesetzt werden. Dadurch wird eine sehr starke Entrauchung des Gebäudes erreicht. Durch die bessere Sicht wurde eine weitere Person gefunden und an den nun eingetroffenen Rettungsdienst übergeben. Weitere Personen befanden sich nicht in der Wohnung und der Brand konnte durch Vornahme eines C-Rohres gelöscht werden. Als der Einsatzleiter: „Feuer aus!“ meldete, fand der kräftezehrende Einsatz ein Ende.

Mittagspause! Es gibt Nudeln mit Bolognese.

Nach der Verschnaufpause wurde den Anwärterinnen und Anwärtern in einer 90-minütigen Unterweisung die in 2018 neu beschaffte Drehleiter der Feuerwehr Vaterstetten bis ins Detail vorgestellt.

Wieder ertönt der Gong. Einsatzstichwort: Katze auf Baum. Der Klassiker! Aufsitzen auf das HLF und ab zum Einsatzort. Zügig könnte das Tier mit der Steckleiter aus ca. 4 Metern Höhe gerettet werden. Katze gerettet und schnelles Einsatzende für die Kräfte.

Zeit zum Verschnaufen gab es jedoch keine, noch auf dem Rückweg zum Feuerwehrgerätehaus ertönte über Funk der nächste Alarm. Diesmal eine Ölspur, ca. 30 Meter lang. Auch das für die Jugendlichen kein Problem. Die Straße ist schnell abgesperrt und durch Ölbindemittel die Gefahr im nu gebannt.

Es ist bereits später Nachmittag als ca. gegen 16:30 der nächste Alarm aufläuft. Eine Brandmelde-anlage (BMA) schlägt Alarm. Eigentlich „Daily Business“ für die Feuerwehr, so nicht diesmal. Beim Eintreffen wird durch den zuständigen Gruppenführer schnell eine starke Verrauchung festgestellt und der Leitstelle mitgeteilt. Auf dem Dach des Gebäudes wird eine regungslose Person gesichtet. Jetzt müssen viele Maßnahmen zeitgleich ablaufen. Der Angriffstrupp geht unter Atemschutz mit einem C-Rohr zur Brandbekämpfung in den Brandraum vor. Zeitgleich leitern Wassertrupp und Schlauchtrupp mit der Steckleiter am Dach an, um die auf dem Dach befindliche Person zu retten.
Aus der brennenden Werkstatt selbst meldet der Angriffstrupp: „Eine bewusstlose Person gefunden, wir kommen raus!“
Nachdem die Verletzten dem Rettungsdienst übergeben werden konnten, erfolgte die Brandbekämpfung, sowie die Belüftung des Gebäudes.
Der Brand ist lokalisiert und wird durch die Feuerwehr gelöscht. Ein voller Erfolg für die Einsatzkräfte. Dank Teamwork ist das HLF schnell wieder aufgerüstet und einsatzbereit.

18 Uhr; Feierabend in Sicht. Alarm, Hilferufe aus einer Wohnung werden gemeldet. Mit speziellem Werkzeug wird die Feuerwehr zum Rettungsdienst hinzu alarmiert, um dem Personal Zutritt zur Wohnung zu verschaffen. Kurze Zeit nach der Alarmierung konnten die Kräfte ihre Anfahrt jedoch abbrechen. Die Wohnungstüre konnte bereits durch den Rettungsdienst geöffnet werden und somit wurde die Feuerwehr nicht mehr benötigt.

Noch auf dem Rückweg vom Fehlalarm wird der nächste Einsatz für die Gruppe der freiwilligen Feuerwehr mitgeteilt. Ein Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person. Am Einsatzort, eine eingeklemmte Person zwischen einem Zaun und der Motorhaube eines PKWs. Das Auto lässt sich von Hand nicht verschieben. Schnell wird der Mehrzweckzug zwischen dem verunfallten Fahrzeug und dem HLF aufgebaut und angeschlagen. Dieser dient zum Ziehen von Lasten und soll zur Befreiung der Person eingesetzt werden. Zeitgleich wird ein zweifacher Brandschutz sichergestellt. Nachdem der Aufbau der Gerätschaften abgeschlossen ist, kann das Auto gezogen und dadurch die eingeklemmte Person befreit werden.

Der Verletzte wurde dem Rettungsdienst übergeben und das Einsatzfahrzeug aufgerüstet. Punkt 19.00 Uhr. Nach 12 Stunden ist der kräftezehrende Übungstag für die Feuerwehranwärterinnen und -anwärter, sowie für die Ausbilder zu Ende.

Am Ende des Berufsfeuerwehrtages mit sieben Einsatzübungen, darunter zwei Bränden, einem Verkehrsunfall, einem Fehlalarm und vier Unterrichtsdiensten wurden fünf Personen und eine Katze von den neun Jugendlichen gerettet.

Das anschließende Abendessen im Floriansstüberl haben sich somit alle Teilnehmer redlich verdient.